Das Nervensystem verstehen:Warum du dich nicht „zusammenreißen“ kannst und auch nicht musst
„Reiß dich zusammen.“
Ein Satz, den viele von uns kennen, sei es aus der Kindheit, dem Berufsalltag oder dem eigenen inneren Monolog. Doch was, wenn genau das nicht funktioniert? Was, wenn wir in Stress, Angst oder Lähmung geraten obwohl wir „eigentlich wissen“, was zu tun wäre? Die Antwort liegt oft nicht im Mangel an Disziplin oder Motivation. Sondern viel tiefer im autonomen Nervensystem. Wer verstehen will, warum sich Verhalten manchmal dem bewussten Willen entzieht, kommt an körperorientiertem, systemischem Coaching nicht vorbei.
🧬 Was hat das Nervensystem mit Coaching zu tun?
Im Coaching geht es häufig um Verhalten: Entscheidungen treffen, Klarheit gewinnen, Muster verändern, neue Wege gehen. Doch Verhalten ist nicht rein kognitiv. Es wird stark beeinflusst von unserem autonomen Nervensystem, das blitzschnell bewertet, ob wir in Sicherheit oder in Gefahr sind. Das autonome Nervensystem erhält Input von Teilen des zentralen Nervensystems (ZNS), die Reize aus dem Körper und der äußeren Umgebung verarbeiten und integrieren.
Das heißt: Noch bevor du bewusst denken oder reflektieren kannst, entscheidet dein Körper über dein inneres Erleben und damit auch über deine Handlungsfähigkeit. Wenn Coaching bei Stress und Überforderung angewandt wird, muss also immer auch das Nervensystem mitdenken, um nachhaltig wirksam zu sein.
🌡️ Das autonome Nervensystem einfach erklärt
Das autonome Nervensystem (zu diesen Anteilen des ZNS gehören: Hypothalamus, Nucleus solitarius, Formatio reticularis, Amygdala, Hippokampus und der olfaktorischer Kortex) steuert lebenswichtige Prozesse wie Herzschlag, Atmung und Verdauung aber auch unser Stressempfinden und unser Verhalten in herausfordernden Situationen.
Drei Grundzustände nach der Polyvagal-Theorie (Stephen Porges):
Ventrovagaler Zustand (Regulation, Verbindung):
Du fühlst dich sicher, präsent, offen. Du kannst klar denken, kommunizieren und handeln.Sympathischer Zustand (Kampf oder Flucht):
Dein System registriert Gefahr. Du wirst unruhig, gereizt oder getrieben. Fokus liegt auf „Überleben“.Dorsovagaler Zustand (Erstarrung, Shutdown):
Dein System kapituliert. Du fühlst dich leer, erschöpft, abgeschnitten.
Diese Zustände sind nicht pathologisch, sie sind evolutionäre Schutzmechanismen. Doch wenn sie chronisch aktiviert sind oder nicht bewusst wahrgenommen werden, führen sie zu den Problemen, mit denen Menschen häufig ins Coaching kommen: Entscheidungsschwierigkeiten, Überforderung, Blockaden, Selbstzweifel.
🧠 Warum du dich nicht „zusammenreißen“ kannst – systemisch betrachtet
Im systemischen Coaching arbeiten wir nicht mit Druck, sondern mit Bewusstsein:
Was passiert in deinem Inneren, wenn du „funktionieren“ willst, dein System aber blockiert? Woher kommt die Überforderung? Welches innere System (z. B. dein inneres Kind, Loyalitäten, alte Muster) ist gerade aktiv?
Ein häufiger Coachingprozess könnte so aussehen:
Jemand möchte sich beruflich verändern, aber trifft keine Entscheidung.
Die Person fühlt sich blockiert, schiebt Bewerbungen vor sich her, wird hart mit sich selbst.
Im Gespräch zeigt sich: Die Angst vor Ablehnung und der Verlust von Sicherheit aktivieren das Nervensystem und füührt zu Flucht oder Erstarrung.
Hier hilft kein Appell zur Selbstdisziplin. Was hilft, ist das gemeinsame Erkennen innerer Zustände, das Erlauben von Empfindungen und der entsprechenden Entwicklung regulierender Strategien.
💡 Wie kann Coaching das Nervensystem unterstützen?
Moderne, systemische Coaching-Methoden arbeiten zunehmend körper- und ressourcenorientiert, um die Verbindung zwischen Denken, Fühlen und Körperwahrnehmung zu stärken. Hier einige wirkungsvolle Ansätze:
1. Coaching zur Selbstregulation
Atemarbeit, Körperwahrnehmung, Bewegung. All das hilft, das Nervensystem zurück in die Regulation zu bringen. Erst dann ist echte Selbstreflexion möglich.
2. Arbeit mit inneren Anteilen
Wenn dein „inneres Kind“ sich nicht sicher fühlt, übernimmt es das Steuer. In geschütztem Raum lässt sich dieser Teil anschauen, trösten und neu integrieren.
3. Stressbewältigung durch Systemanalyse
Coaching bei Stress und Überforderung untersucht: Welche Systeme (z. B. Familie, Job, innere Werte) sind im Konflikt? Was erzeugt den inneren Druck?
4. Entwicklung sicherer innerer Räume
Mit Imaginationsübungen, Körperverankerung und systemischen Fragen lassen sich innere Orte der Sicherheit entwickeln. Dies bildet die Grundlage für Veränderung im Außen.
🔄 Veränderung ist kein Kopfprojekt, sondern ein Nervensystemprozess
Viele Menschen suchen Coaching, um ihr Leben zu verändern oder einen neuen Job zu finden, eine Trennung zu verarbeiten, mehr Selbstwirksamkeit zu erleben. Doch Veränderung gelingt nicht, wenn dein Nervensystem in Alarmbereitschaft ist.
Systemisches Coaching bei Veränderung im Leben setzt deshalb nicht auf mentale Stärke, sondern auf systemische Weitsicht: Es schaut auf die Muster hinter dem Verhalten, auf die Prägungen hinter der Angst und auf die Körperreaktionen, die dich unbewusst steuern.
Wenn du also das nächste Mal denkst, du müsstest dich „zusammenreißen“, halte inne. Vielleicht ist dein Nervensystem nicht gegen dich, sondern schützt dich gerade mit alten Mitteln in einer neuen Situation.
✅ Fazit: Nervensystem & Coaching – ein starkes Team
Wenn wir unser Nervensystem verstehen, verstehen wir uns selbst besser.
Coaching bei Entscheidungen, bei Stress, bei Orientierungslosigkeit kann viel wirksamer sein, wenn es auch den Körper einbezieht. Denn: Wer innerlich in Sicherheit ist, kann klar denken, fühlen und handeln.
Willst du dich nicht länger gegen dich selbst richten? Willst du dein inneres System verstehen und regulieren lernen?
In meinem Coaching arbeiten wir mit dem, was dich innerlich wirklich bewegt und aktivieren nicht nur deinen Kopf, sondern auch deinen Körper und dein Gefühl für Sicherheit.
👉 Buche jetzt ein kostenfreies Erstgespräch und entdecke, wie systemisches Coaching dich nachhaltig stärken kann.
Zum Kontaktformular